Revision des Berufsbildungsgesetzes: Zwei problematische geplante Massnahmen
Voraussichtlich ab der Herbstsession berät das Parlament das geänderte Berufsbildungsgesetz und die dazugehörige Botschaft. Zwei Massnahmen sind aus Sicht von H+ problematisch: Die englischsprachigen Titelzusätze, die nicht alle Stufen in der Branche adäquat abbilden sowie die geplante Abschaffung der eidgenössischen Anerkennung der Rahmenlehrpläne «NDS HF» durch eine Flexibilisierung der Weiterbildungen.
H+ unterstützt das Ziel des Bundesrates, die Attraktivität der höheren Berufsbildung zu stärken. Zwei seiner vier vorgeschlagenen Änderungen sind jedoch umstritten. Was wäre aber zu tun, wenn diese Änderungen vom Parlament angenommen würden?
Umstrittene englischsprachige Titelzusätze
Künftig sollen alle Absolvent:innen einer höheren Berufsbildung einen Zusatztitel als Teil ihres Diploms, Fachausweises oder Fähigkeitsausweises erhalten: Professional Bachelor für jene mit einem HF-Diplom oder einem eidgenössischen Fachausweis (z.B. HF-Pflege, HF-Operationstechnik oder FA Sicherheitsspezialist:innen) und Professional Master für jene mit einer eidgenössischen Höheren Fachprüfung (z.B. Expert:innen in Infektionsprävention und Hygiene).
H+ hat bereits in der Vernehmlassung 2024 darauf hingewiesen, dass zwei englischsprachige Titelzusätze für drei Typen eidgenössischer Abschlüsse im Arbeitsmarkt Verwirrung stiften würden.
Diese neuen englischsprachigen Zusatztitel sollen vor allem dem Berufsmarketing dienen und die Berufsbildung stärken. Ein Kompetenzzuwachs ist damit nicht verbunden, und in der Folge auch keine Lohnerhöhung. Diese Zusatztitel dürften aus Sicht von H+ keinesfalls ohne den Haupttitel verwendet werden und sollten NACH dem Haupttitel folgen. D.h. im Sinne der Botschaft des Bundes: Diplomierte Pflegefachfrau HF, Professional Bachelor, und nicht: Professional Bachelor in Pflege, was dem Abschlusstitel für die FH-Pflege entspricht.
H+ wird sich für den Fall der Annahme durch das Parlament für eine klare Verwendung der Titelzusätze und eine transparente Kommunikation in der Branche einsetzen.
Problematische Abschaffung der eidgenössischen Anerkennung der Rahmenlehrpläne «NDS HF» AIN
Damit die Nachdiplomstudiengänge der Höheren Fachschulen auf dem Markt konkurrenzfähiger werden, will der Bundesrat diese «flexibilisieren». Wird dies vom Parlament angenommen, wird es künftig kein Studium nach einem eidgenössisch anerkannten Rahmenlehrplan NDS HF in Anästhesie-, Intensiv- und Notfallpflege (AIN) mehr geben. Der Bundesrat schlägt vor, stattdessen das Format einer eidgenössischen Höheren Fachprüfung (HFP) zu wählen und will dafür fünf Jahre Übergangsfrist und finanzielle Unterstützung für die nötigen Revisionsarbeiten gewähren.
H+ hat in seiner früheren Stellungnahme 2024 die Risiken einer Abschaffung der eidgenössischen NDS HF AIN aufgezeigt und Bedingungen für eine adäquate Umsetzung im Format einer HFP gestellt.
Überführung in eine HFP: Risiken und Chancen
Derzeit prüft eine Arbeitsgruppe von OdASanté mit den relevanten Verbänden, Fachgesellschaften und Anbietern, ob und wie die Überführung der Rahmenlehrpläne NDS HF AIN in eine HFP gelingen kann. Zentral wird dabei sein, die Finanzierung (keine Nachteile für Studierende und ausbildende Betriebe) sowie die Ausbildungsqualität in der Praxis sicherzustellen. Auch müssen Studierende AIN bisher nicht in finanzielle Vorleistung treten und erhalten das Studium oft vollständig vom Arbeitgeber finanziert. Allerdings gelangt auch neues Geld ins System. Per Subjektfinanzierung des Bundes erhalten Studierende im Verlauf des Studiums 50 Prozent der Kosten für vorbereitende Kurse zurück, müssen bis zum Erhalt der Bundessubventionen jedoch in Vorleistung gehen (nach Gesuchseinreichung 3 bis 4 Monate).
Bei einer Annahme durch das Parlament müssten die AIN-Anbieter und Studierenden neue Modelle für die Finanzierung, Klärung der Vorleistung und Verteilung der Gelder ausarbeiten. Unverzichtbar für eine erfolgreiche Umwandlung in eine HFP wäre, dass die Kantone ihre bisherige Unterstützung beibehalten.
Bei Fragen und Rückmeldungen wenden Sie sich bitte an Ines Trede, Leiterin Bildung H+.