Ertragsausfälle und Mehrkosten identifizieren und einheitlich darstellen
Betroffene Betriebe, Kantone wie auch die Politik diskutieren die Frage zu den finanziellen Auswirkungen der Epidemie. Zentraler Aspekt der Gespräche ist, wie die Mehrkosten und Ertragsausfälle identifiziert werden können. Ziel ist es, die finanziellen Effekte einheitlich darzustellen. H+ fordert von Bundesrat Alain Berstet zudem einen Gesundheitsgipfel.
Kurz nachdem der Bundesrat Mitte März 2020 die besonderen Massnahmen mit den einschneidenden Auswirkungen für die Behandlungen in den Spitälern und Kliniken bekannt gegeben hatte, machten sich die betroffenen Betriebe, aber auch Kantone und schliesslich die Politik Gedanken zu den finanziellen Auswirkungen. Im Zentrum steht die Frage, wie Epidemie-bedingte Mehrkosten und Ertragsausfälle transparent identifiziert, abgegrenzt und dargelegt werden sollen. In der Folge stellt sich die Frage, welche Auswirkung diese auf die betrieblichen Rechnungen 2020 und in den Folgejahren haben. Ebenso stellen sich Fragen zu Auswirkungen auf kantonale Finanzhaushalte oder auf die Prämien der obligatorischen Krankenpflegeversicherung.
Weil viele Akteure und Speziallisten betroffen sind, die Auswirkungen für die Betriebe in der Tat gravierend sein werden und das Thema Ertragsausfälle und Zusatzkosten über die Betriebe hinaus Öffentlichkeit und Politik bewegen, gilt es die Aktivitäten der Leistungserbringer zu koordinieren und zu bündeln. Die Informationsbeschaffung steht im Vordergrund. Je nach Zielsetzung benötigt es schnelle Analysen mit Informationen zur groben Folgeabschätzung oder vertiefte Informationen zur Analyse der finanziellen Auswirkungen, die im Rückblick basierend auf realen finanziellen Zahlen erfolgen werden und die Güte der groben Abschätzungen aufzeigen werden.
Gemeinsames Verständnis der finanziellen Effekte
Zur Bereitstellung solcher Informationen braucht es Instrumente, Werkzeuge und Checklisten. H+ ist auf das Generalsekretariat der Gesundheitsdirektorenkonferenz zugegangen, damit die finanziellen Effekte einheitlich dargestellt werden können. Es ging dabei nicht um kurzfristige grobe Folgeabschätzungen, sondern um die einheitliche und breit akzeptierte Darstellung der finanziellen Effekte auf betrieblicher Ebene mittels einer Checkliste. Die finanziellen Effekte müssen den Akteuren bekannt sein, damit die langjährigen Aufgaben der Partner wie Leistungsauftragserteilung, Tarifgenehmigungen, Preisverhandlungen, Tarifstrukturentwicklungen und weitere, die alle auch auf den Finanzzahlen der Spitäler beruhen, erfolgreich und möglichst ohne Verzerrungen weitergeführt werden können. Ein Worst-Case-Szenario wäre in diesem Zusammenhang unterschiedlichste Auffassungen, auf welche Art und Weise die finanziellen Zahlen dargestellt werden sollen. Hier setzt das H+ Projekt mit der GDK an: Es gilt ein einheitliches Verständnis über die Ermittlungs- und Darstellungsmöglichkeiten der Epidemie-bedingte Mehrkosten und Ertragsausfälle aufstellen. Weiter müssen die Grenzen solcher Ermittlungen (keine Scheingenauigkeit!) erkannt und die entsprechende Erwartungshaltung an Detaillierungsgrad der Information geklärt werden, um eine nationale Akzeptanz in Bezug auf die Darstellungsart bei allen Betrieben und Kantonen zu erreichen.
Zeitgleich wurde der Ruf nach kurzfristigen Folgeabschätzungen laut, damit Sofortmassnahmen zum Fortbestehen der Spitäler und Kliniken getroffen werden können. Hier hat sich der Verein Spitalbenchmark engagiert. Zusammen mit einigen Pilotspitälern zeigt der Verein in einem Short-Track-Verfahren die groben Folgeabschätzungen auf. Die Abschätzungen sollen im Zeitverlauf in weiteren Phasen wiederholt werden.
Zusammenarbeit SpitalBenchmark und H+
Für eine erste Grobschätzung zu den Corona-bedingten Mehrkosten und den Ertragsausfällen durch das Verbot des Bundes für nicht dringliche Behandlungen und Eingriffe haben der Verein SpitalBenchmark (SBM) und H+ eine enge Zusammenarbeit begonnen und eine gemeinsame Projektgruppe eingesetzt unter der Leitung von Thomas Brack (SBM) und Anne-Geneviève Bütikofer (H+). Im Fast-Track-Verfahren entstehen daraus die ersten nationalen Grobschätzungen über Epidemie-bedingte Zusatzkosten und Ertragsausfälle. Die Schätzungen basieren auf repräsentativen Stichproben aus allen wichtigen Leistungsbereichen der Spitalbranche, also Akutsomatik, Psychiatrie und Rehabilitation, grössere, mittlere und kleinere Leistungserbringer. Die Resultate dieser Grobschätzung werden am Freitag, 22. Mai 2020 publiziert. Dazu werden zwei Medienmitteilungen der beiden Partner, SBM über Zahlen und Fakten publiziert, H+ kommuniziert zu ersten politischen Wertungen und Forderungen.
In einem zweiten Schritt folgen dann die Vorbereitungen für weitere detailliertere und später auch dynamische Schätzungen in enger Zusammenarbeit und Koordination zwischen SBM und H+. Geplant ist, dass in den weiteren Phasen die Pilotspitäler dem Verein SBM ihre Finanzzahlen aus der Checklisten H+ / GDK liefern. Dazu sind Abstimmungsarbeiten zwischen H+ und GDK sowie H+ und SBM im Gange.
H+ fordert von Bundesrat Berset einen Gesundheitsgipfel
Aufgrund der vom Verein SpitalBenchmark erhobenen Zahlen zeigt sich, dass der COVID-bedingte finanzielle Schaden für die Spitäler und Kliniken enorm ist. H+ fordert deshalb Bundesrat Alain Berset auf, rasch einen Gesundheitsgipfel mit allen betroffenen Akteuren – Leistungserbringer, Versicherer, Bund und Kantone – einzuberufen, um die Fragen nach der Finanzierung dieses Schadens zu klären.