Erste nationale SNF-Studie zu postoperativen Wundinfektionen mit interessanten Resultaten

Von 2018 bis 2022 lief unter dem Namen Watussi eine facettenreiche Studie zum Thema «postoperative Wundinfektionen» in Schweizer Spitälern. Ziel der Studie war es, Charakteristika und mögliche Ursachen für diese häufige nosokomiale Infektion herauszuarbeiten.

Postoperative Wundinfektionen gehören zu den häufigsten nosokomialen Infektionen und werden gegenwärtig in der Schweiz von Swissnoso in einer Surveillance überwacht. Ein Grossteil dieser Infekte könnte mit geeigneten Präventionsmassnahmen verhindert werden. Allerdings spielen viele Faktoren in die Entstehung hinein und sind noch nicht gänzlich verstanden. In der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Studie, Watussi, haben die Studienverantwortlichen diverse Aspekte beleuchtet:

Häufung der Wundinfekte in der frühen postoperativen Phase sowie in der warmen Jahreszeit
In Teilstudie 1 haben die Projektverantwortlichen untersucht, ob es spezifische Risikofaktoren für Wundinfekte gibt, die erst nach Spitalaustritt auftreten. Dies war nicht der Fall, jedoch konnte aufgezeigt werden, dass sich der grösste Anteil der Infekte, gerade bei Gelenkprothesen und in der Herzchirurgie, in den 90 Tagen nach Operation ereignete. Dies führte zu einer Anpassung der nationalen Vorgaben und einer Verkürzung der Beobachtungsdauer von einem Jahr auf aktuell drei Monate. Im Zusammenhang mit Gelenkprothesen konnten die Forscher:innen ausserdem eine interessante Assoziation aufzeigen, nämlich eine Häufung von Wundinfekten in der warmen Jahreszeit.

In Teilstudie 2 haben die Studienverantwortlichen versucht, den Effekt einer qualitativ hochstehenden Surveillance auf die Infektrate zu bestimmen. Dabei stellte sich heraus, dass diejenigen Spitäler, die bessere Noten bei der Auditierung der Datenerhebung erhalten hatten, auch höhere Infektraten aufwiesen. Umgekehrt schien die Infektrate niedriger zu sein, wenn die Überwachung weniger gut war.

Kontroverses Thema: Korrelation von Infektraten und Lüftung
Teilstudie 3 war eine Korrelationsstudie von Infektraten und der Operationssaal-Lüftung, einem seit Jahren kontroversen Thema. Anstelle der bisherigen Unterteilung von OP-Lüftungen in solche mit laminarem Luftstrom versus turbulenter Mischlüftung wurde mit Lüftungsingenieur:innen der Hochschule Luzern ein neuer Lüftungsindex entwickelt, der die Qualität der OP-Lüftung genauer beschreibt. Eine bessere Lüftungssituation war mit weniger oberflächlichen Infekten nach Gelenksprothesen-Chirurgie und Herzchirurgie assoziiert.

In der Teilstudie 4 wurde zusammen mit Fachleuten der Stiftung Patientensicherheit das subjektive Sicherheitsklima unter dem OP-Personal erhoben. Es handelte sich um die erste solche Befragung, die allen Akutspitälern der Schweiz offenstand. Die Hypothese, dass ein besseres Sicherheitsklima mit niedrigeren Infektraten einhergeht, konnte nicht statistisch belegt werden. Interessanterweise ging das Sicherheitsklima zwar Hand in Hand mit einem grossen Commitment für die Infektionsprävention, aber spezifisches Wissen über die Verhinderung von postoperativen Wundinfekten schien dabei nicht erforderlich zu sein.

Zusammenfassend ist in dieser flächendeckenden SNF-Studie eine Vielzahl von Beobachtungen gemacht worden, die zu einem besseren Verständnis der postoperativen Wundinfekte sowie ihrer möglichen Vermeidung beitragen. Dieses Projekt ist auch dank seiner kollaborativen Natur und einer breiten Unterstützung von verschiedenen Akteuren wie H+, ANQ, Stiftung Patientensicherheit, Swissnoso und Bundesamt für Gesundheit (BAG) sowie der an der Datenerhebung beteiligten Spitäler erfolgreich gewesen. Die Studie ist somit ein Meilenstein in der Schweizer Spitalhygiene-Forschung.

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