Europäischer Kaderaustausch HOPE: Viele Eindrücke zu verarbeiten
In Holland waren die Schweizer HOPE-Teilnehmenden 2016 beeindruckt von der Arbeitseinstellung, Pünktlichkeit und den zielgerichteten Sitzungen. In Estland von den bemerkenswerten digitalen Errungenschaften. Und in Schweden von der zentralen Rolle und Arbeit der «Primary Health Care Centers».
Simone Koch, Leiterin Sekretariat der Augenklink des Universitätsspital Basel, verbrachte vier Wochen in der Nähe von Amsterdam. Schon beim Betreten des Spitals fiel ihr die lichtdurchflutete, offene Eingangshalle auf. Die Patienten finden dort nebst Apotheke, Warteraum, Kiosk und kostenlosem WLAN-Zugriff auch eine grosse Anzeigetafel, die über die nächsten Bus- und Bahnanschlüsse informiert. Der Patientenservice beantwortet alle Fragen zum Aufenthalt, druckt auf Wunsch den medizinischen Bericht und Laborwerte aus und vermittelt Kontaktadressen zu Selbsthilfegruppen oder Patientenorganisationen.
Simone Kochs Tagesplan war gefüllt durch intensive Meetings mit Führungskräften aus verschiedenen Bereichen. Die wichtigsten Erkenntnisse fasste sie wöchentlich an einer HOPE-Sitzung zusammen. Zudem hielt sie einmal pro Woche einen Vortrag über ihren Schweizer Arbeitgeber und das Schweizer Gesundheitswesen. Simone Koch fiel speziell das Sicherheitssystem zur Medikamentenerkennung auf, das sie gerne auch für Basel übernehmen möchte. Weiter beeindruckt hat sie die Arbeitseinstellung und die Pünktlichkeit. Die Sitzungen waren sehr gut vorbereitet und straff organisiert.
IT-Paradies Estland
Adrian Kobler, CIO des Universitäts-Kinderspital Zürich, reiste während vier Wochen quer durch Estland. Er musste dabei seine Vorstellungen über das Land komplett überdenken. Estland ist beeindruckend modern, mit einer Gesellschaft, die sich in den 25 Jahren seit ihrer Unabhängigkeit extrem fortschrittlich entwickelt hat. Die Esten sind schliesslich auch die Erfinder von Skype und im IT-Bereich generell sehr innovativ.
Adrian Kobler sah viele pragmatische Lösungen und hilfreiche Vorgehensweisen, die ihm bei seiner Arbeit in Bezug auf den Neubau im Kinderspital Zürich nützlich sein werden. Anregend war zu erfahren, wie das estnische Gesundheitspersonal arbeitet und mit eHealth umgeht. Auch der Austausch mit seinen beiden HOPE-Kollegen, einem IT-Spezialisten aus Dänemark und einem Arzt aus Schottland, gaben ihm weitere Impulse.
Esten besitzen eine ID-Karte mit Chip, mit der sie sich ausweisen, reisen und Dokumente rechtsverbindlich unterschreiben können. Sogar die Japaner sind an diesem System interessiert. Zudem haben die Bewohner Einsicht in die im nationalen Patientendossier über sie angelegten Daten, deren Zugriffsrechte sie selber steuern.
Schwedische Palliative Pflege
Heike Geschwindner, Pflegewissenschaftlerin aus den Pflegezentren der Stadt Zürich, erhielt in Schweden nebst dem fortschrittlichen, überregionalen elektronischen Patientendossier noch weitere Anregungen in den «Primary Health Care Centres». Diese nehmen im schwedischen Gesundheitswesen eine zentrale Rolle ein und sind die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten.
In den Zentren arbeiten spezialisierte Pflegende mit Ärzten und medizinischen Therapeuten zusammen. Die Pflegenden sind in unterschiedlichen Bereichen spezialisiert und haben eigene Sprechstunden. Die Behandlung führen sie eigenständig durch, können aber bei Bedarf einen Arzt zuziehen. Im Rahmen ihrer Spezialisierung können die Pflegenden auch ein festgelegtes Spektrum von Medikamenten verordnen und Rezepte ausstellen.
Die «Primary Health Care Centres» versorgen auch die Bewohnerinnen und Bewohner der dem Zentrum zugeordneten Altersinstitutionen. Bei Menschen, die Zuhause wohnen, aber zu krank sind, um das Zentrum aufzusuchen, machen die Ärztinnen und Ärzte regelmässig Hausbesuche. Auch in Schweden wird Wert darauf gelegt, dass die Patientinnen und Patienten so lange wie möglich Zuhause leben können. Deshalb wurden auf regionaler Ebene spezialisierte «Home Care Services» aufgebaut, die in Zusammenarbeit mit den «Community Nurses» die Versorgung Zuhause übernehmen.
Im Palliative Care Team arbeiten ebenfalls spezialisierte Pflegefachpersonen mit Ärzten und Psychologen zusammen. Sie versorgen gemeinsam mit der «Community Nurse» vorwiegend Patientinnen und Patienten in den letzten Wochen einer Krebserkrankung. Bei diesen Behandlungen Zuhause werden die Angehörigen vollumfänglich miteinbezogen.
HOPE 2017
Das Austauschprogramm 2017 findet ab 15. Mai 2017 statt und dauert einen Monat. Die weiteren Angaben zum Abschlussort und Jahresthema folgen im nächsten eFlash.