HOPE 2015: Die persönlichen Eindrücke der Schweizer Teilnehmenden

Die fünf diesjährigen Teilnehmenden am europäischen Spitalaustausch HOPE konnten ihren Horizont erweitern und viele nützliche Eindrücke und Anregungen für das weitere berufliche und private Leben sammeln. Sie schätzten die Erfahrung sehr und bedanken sich herzlich bei allen, die den Austausch möglich machten.

PD Dr. med. Balthasar Hug, Leitender Arzt Innere Medizin des Universitätsspitals Basel, fand es bereichernd, die ersten zwei Wochen im mittelgrossen Spital in Kolding, Dänemark, zu verbringen und danach zwei Wochen im grossen Universitätsspital von Aarhus. Die Spitallandschaft in Dänemark ist sehr dynamisch und verändert sich rasch. Aktuell werden 16 neue Spitäler gebaut. In Aarhus entsteht in Skejby eines der grössten Universitätsspitäler Europas auf der grünen Wiese. Es sind Zustände, wie wir uns sie in der Schweiz kaum vorstellen können. Der Wille zur Veränderung und der Konsens in der Gesellschaft sind in Dänemark beeindruckend.

Papierloses Spital in Spanien
Jürgen Link, IT-Architekt und Projektmanager aus dem Kantonsspital Winterthur, wollte ursprünglich nach England. Da es dort aber nur zehn Plätze gab, entschloss er sich für das ihm unbekannte Spanien. Bezüglich Informatik-Unterstützung im Gesundheitswesen erscheint ihm Spanien weiter fortgeschritten als die Schweiz. Er schreibt: «All meine Erwartungen wurden in den besuchten Spitälern übertroffen. Das Marina Salud Spital in Denia ist ein hochmodernes Regionalspital mit allen möglichen Informatik-Schikanen auf höchstem Level!» Im Universitätsspital Fuenlabrada in Madrid arbeitet man papierlos; das herausragende Qualitätsmanagement drückt sich dort in einem EFQM 4-Star Excellence Level aus. Das Zusammenspiel und der Informationsaustausch mit der Primary Care (Hausärzte, Grundversorgung, Apotheken etc.) sind im Vergleich zur Schweiz überwältigend.

Gleiche Probleme, viele Lösungen aus Finnland

Schweden gilt als eines der begehrtesten Austauschländer. Leider gab es dort dieses Jahr nur zwei Plätze für über 30 Interessierte. In die Bresche sprang Finnland mit 18 Austauschplätzen. Davon konnten gleich zwei Schweizerinnen profitieren: Arda Teunissen vom Zentrumsmanagement der Spitex Zürich Limmat und Madeleine Scheidegger, Leiterin Ausbildung Pflege & Kompetenzzentren des Kantonsspitals Obwalden. Die Herausforderungen in Finnland (demographische Entwicklung, finanzieller Druck usw.) sind jenen in der Schweiz sehr ähnlich. Zusätzlich sorgen die hohe Abwanderung der Bevölkerung vom Land in die Stadt sowie die grossen Distanzen für weitere Probleme. Die beiden Teilnehmerinnen fanden folgende, auch für die Schweiz umsetzbare Lösungsansätze:

  • Prävention für ältere Einwohner – alle 75-jährigen Einwohner/innen werden von Gesundheitsfachleuten persönlich besucht und über die Unterstützungsservices und Angebote des Gesundheits- und Sozialwesens ihrer Region informiert.
  • Rollen und Aufgaben der Berufsgruppen werden genau geprüft und Kompetenzen angepasst.
  • Gesundheitsfachleute arbeiten in multidisziplinären Teams, die ein gemeinsames Behandlungsziel haben.
  • Mobile Arbeitsplätze für Ärzte und Pflegende für ambulante Behandlungen ausserhalb des Spitals.
  • Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Einwohner werden gefördert bzw. sind gefordert. Die einzelne Person hat die Möglichkeit, ihre Gesundheitsdaten selbständig auf einer interaktiven Plattform zu managen (z.B. Blutdruckwerte, Impfungen) und mit den zuständigen Gesundheitsfachpersonen zu teilen, um so in Interaktion zu treten für Beratungen, Terminvereinbarungen usw.
  • Gesundheitsdaten werden zentral und national verwaltet und sind für die behandelnden Fachpersonen abrufbar.

Das ganze Spektrum der Psychiatrie beim BSMHFT in England
Einen Platz in England fand Franziska Oser Hefti, Klinikmanagerin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UniversitätsSpitals Zürich. Das dortige Gesundheitswesen unterscheidet sich in vielen Teilen komplett von der Schweiz. Die Finanzierung erfolgt über Steuergelder, Versicherungen spielen nur im privaten Sektor eine Rolle. Die Regierung verteilt zentral die finanziellen Ressourcen direkt an die Leistungserbringer oder für die Grundversorgung an die Kommissäre. Somit sind die Behandlungen für die Bevölkerung «gratis». Frau Oser verbrachte vier Wochen im «Birmingham and Solihull Mental Health Foundation Trust NHS (BSMHFT)». Dieser Konzern versorgt mit 60 Institutionen Birmingham und die Gegend von Solihull (ca. 1.2 Mio. Einwohner/innen) mit psychiatrischen Leistungen, beschäftigt rund 4'000 Mitarbeitende und deckt das ganze psychiatrische Spektrum ab. Zudem ist der BSMHFT für die Versorgung der Gefängnisse zuständig und betreibt selber zwei forensische Spitäler. Dieser Spezialdienst steht im Schnittpunkt zwischen der medizinisch-psychiatrischen Versorgung und den juristischen Fragestellungen. Auch wird eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Universitätsspital Queen Elisabeth gepflegt. Franziska Oser Hefti resümiert über ihre Zeit beim BSMHFT: «Während meines fast einmonatigen Aufenthalts innerhalb des Konzerns war ich sehr beeindruckt, wie konsequent der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird. Das beginnt bei der medizinischen Versorgung, Fürsorge und dem Einbezug des Patienten, geht weiter mit der Ausbildung, Autorisierung und Betreuung der Mitarbeitenden und den Angehörigen des Patienten und schliesst ab mit der Weitergabe von Informationen und dem Einbezug der Bevölkerung. Die Wahl der Informationsmittel und -instrumente, um zu den verschiedenen Anspruchsgruppen zu gelangen, ist vielfältig und immens.»

HOPE 2016
Das nächste HOPE-Austauschprogramm findet während 4 ½ Wochen statt, vom 9. Mai bis 9. Juni 2016. Die Details folgen in den nächsten eFlash-Ausgaben und auf der <link http: www.hplus.ch de servicenav agenda hope _blank external-link-new-window external link in new>H+ Website. Anmeldeschluss ist am 30. Oktober 2015.

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