Volksinitiative gegen Masseneinwanderung – nur geringes Inländerpotenzial für Spitäler
Die Initianten der Volksinitiative «gegen Masseneinwanderung» haben das «Inländerpotenzial» in der politischen Diskussion stets so dargestellt, dass es einen grossen Teil der ausbleibenden Zuwanderung kompensieren könnte. Modellierungen und Schätzungen von H+ zeigen ein anderes, ernüchterndes Bild.
In der politischen Diskussion um die Umsetzung der im Februar 2014 angenommenen Masseneinwanderungsinitiative spielt die Interpretation und das Potenzial inländischer Arbeitskräfte eine wichtige Rolle. Im dabei massgebenden Verfassungstext steht: «Die jährlichen Höchstzahlen und Kontingente für erwerbstätige Ausländerinnen und Ausländer sind auf die gesamtwirtschaftlichen Interessen der Schweiz unter Berücksichtigung eines Vorranges für Schweizerinnen und Schweizer auszurichten.» H+ hat diesen «Vorrang», besser bekannt als »Inländervorrang", modelliert und dessen Potenzial für das Gesundheitswesen beziffert. Die Frage bleibt dabei offen, wie das Potenzial konkret erschlossen und ausgeschöpft werden kann.
Inländerpotenzial ist ein Tropfen auf den heissen Stein
Gestützt auf Statistiken der erwerbslosen und nicht erwerbstätigen Personen im Alter zwischen 25 und 54 Jahren hat H+ das Potenzial von Schweizerinnen und Schweizern untersucht, die in der Spitalbranche arbeiten könnten. Laut den Schätzungen von H+ beträgt unter den aktuellen politischen und tariflichen Verhältnissen das Inländerpotenzial zwischen 1‘000 und 2‘000 Personen. Dieses könnte sukzessive ausgeschöpft werden. Nur mit bedeutendem finanziellem und organisatorischem Mehraufwand könnten die Spitäler maximal 2‘000 bis 3‘000 Personen aus dem Inländerpotenzial gewinnen. Bei einem jährlichen Bedarf von zirka 10‘000 ausländischen Fachpersonen vermag demnach das Inländerpotenzial einmalig nur rund 10 bis 20 Prozent des jährlichen Bedarfs der Spitalbranche zu decken. Die Spitalbranche wird, trotz zusätzlichen Anstrengungen inländisches Personal zu gewinnen, weiterhin unter einem bedeutenden Fachkräftemangel leiden.