HOPE: Erste persönliche Eindrücke der Schweizer Teilnehmenden
Zurzeit nehmen drei Frauen und drei Männer aus der Schweiz am europäischen Austauschprogramm für Spitalkader teil. Fünf haben bislang aus ihren bereichernden Aufenthalten in Schweden, Finnland, Holland und Estland berichtet.
Finnland wird bis 2015 von zwölf in neu fünf grosse Healthcare-Regionen aufgeteilt, analog zu den fünf Universitätsspitälern. Neben niedrigeren Kosten soll damit ein gleichmässiges Niveau der Gesundheitsversorgung für alle erreicht werden. Irene Milbich, Stationsleiterin Medizin im Universitätsspital Basel, ist beeindruckt vom finnischen Qualitätsmanagement bei der Medikamentenverabreichung und dem Primary Health Care System.
Neidisch auf die IT-Unterstützung in Holland
«Die Friesen haben aus meiner Sicht in Bezug auf Q-Management und Strukturen in den Krankenhäusern uns einiges voraus», findet Brit Freitag, Leiterin Patientenservice Spezialkliniken im Universitätsspital Basel. «Das Q-Management für Qualität und Sicherheit ist ein fester Bestandteil der Gesamtstruktur und damit der täglichen Arbeit. Ich bin neidisch auf die viel bessere IT-Unterstützung als in der Schweiz – von der elektronischen Patientenakte, inklusive Kommunikation mit den Hausärzten, bis hin zur HR-Software. Die ausgeprägte Digitalisierung ist auf jedem Schreibtisch zu erkennen: Sehr aufgeräumt und kaum Papiere!» Verschiedenste Kennzahlen werden monatlich digital ohne allzu grossen Aufwand gemeldet und dann transparent und übersichtlich gespeichert. Es bestehen aber weiterhin viele Probleme, für die Lösungen gefunden werden müssen – das Umfeld ist sehr dynamisch und der Druck durch Versicherungen, Regierung und andere Interessensgruppen hoch. Ausserdem befindet sich das Gesundheitswesen der Niederlande in einer marktähnlichen Situation, womit viel mehr Entscheidungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen werden müssen.
Bei E-Health ist Estland EU-weit Spitzenreiter!
Thorsten Richter, Controller im Stadtspital Triemli, und Daniel Zahnd, Leiter QM Ärztliche Direktion im Inselspital Bern, besuchen Estland und sind sich einig: «Immer wieder sind wir aufs Neue beeindruckt, wie weit Estland der Schweiz in Sachen E-Health und allgemein als «E-State» voraus ist. Die Verfügbarkeit von Daten ist faszinierend. Ob wir jemals diesen Standard erreichen werden? – Wir hoffen es sehr!» In den Spitälern, welche die beiden bisher besucht haben, wird nur eine Software angewendet und die Daten von der Patientenaufnahme über die Leistungserfassung bis hin zur Rechnungsstellung einheitlich im gleichen System erfasst. Das wirkt sich auf ihre Qualität enorm positiv aus, da Schnittstellenprobleme komplett eliminiert und Dateninkonsistenzen aufgrund von Verzögerungen auf ein Minimum reduziert werden. Das sind beste Voraussetzungen, um Auswertungen jeglicher Art zu erheben und eine transparente, auf dem tatsächlichen Ressourcenaufwand fussende Kostenträgerrechnung aufzubauen.
Schweden: Alle öffentlichen Dienste unter einem Dach
Johanna Biedermann, Leiterin Pflege Abteilung Mutter & Kind im Universitätsspital Basel, befindet sich zurzeit in Schweden. Sie findet speziell bemerkenswert, dass das Gesundheitswesen zusammen mit anderen öffentlichen Diensten wie öffentlicher Verkehr und Schulwesen der Regionalregierung unterstellt ist. Bald wird sie in einem Gesundheitszentrum in Gävleborg die Arbeit mit Asylanten hautnah mitverfolgen. Hohe Arbeitslosigkeit, Überalterung und viele Immigranten sind in dieser Region anspruchsvolle Anforderungen an die Gesundheitsversorgung.
Das nächste Austauschprogramm findet statt von Mai bis Juni 2015. Die Details folgen in den nächsten eFlash-Ausgaben. Anmeldeschluss ist Ende Oktober 2014.