HOPE: Erste persönliche Eindrücke der vier Schweizer Teilnehmenden

Einen Monat die gewohnte Arbeit hinter sich lassen und in einem ausländischen Spital sich nur der Theorie statt Praxis hingeben – geht das? Die Zwischenberichte aus Frankreich, England, Dänemark und Schweden zeigen, wie bereichernd eine solche Auszeit sein kann und warum sich eine HOPE-Teilnahme immer lohnt.

«Einige Zeit in einem fremden Gesundheitssystem zu verbringen, welches anders funktioniert als das uns gewohnte, hilft den Blickwinkel zu ändern und Situationen anders zu analysieren. Es ermöglicht uns auch die eigene Arbeitsweise neu zu betrachten.» So lautet das Fazit von Marco Alfonsi, Mitglied der Direktion, zu seinem HOPE-Aufenthalt in Frankreich. «Die Begrüssung im Gastgeberspital war herzlich, gut organisiert und schon nach einer Woche war ich im Team integriert. Meine Fragen und Nachforschungen hat die Vizedirektorin und Verantwortliche Leiterin Qualität rasch und kompetent beantwortet», sagt Marco Alfonsi.
Aus beruflicher Sicht seien bisher fast alle seine Wünsche erfüllt worden und er konnte sein Wissen in den Bereichen Qualität, Riskmanagement, Betriebswirtschaft, Human Ressoureces, Organisationsformen sowie Logistik vertiefen. «Der Aufenthalt in Frankreich ist ein grosser Gewinn.» Doch eine Frage bleibt Alfonsi: «Wie lassen sich diese Erfahrungen in meinen beruflichen Alltag integrieren?»

In England steht der Patient im Zentrum
Rasch und immer wieder ist Giovanni Rabito, Qualitätsmanager des Regionalspitals Locarno und des Netzwerks REHA TICINO, aufgefallen, wie stolz die Angestellten des Liverpooler Spitals auf ihre Institution und das englische Gesundheitssystem sind. Dies ziehe unweigerlich auch eine bessere Patientensicherheit nach sich. Die institutionalisierte Kultur von nationalen obligatorischen Standards zu Qualität und Sicherheit werde durch Audits und Messungen kontrolliert. Die Verantwortung der Qualität sei auf viele Mitarbeitende mit unterschiedlichen Berufen verteilt.
«In England stehe der Patient mit seinen Bedürfnissen, Ängsten und Wünschen im Zentrum, nicht der Staat und auch nicht das Gesundheitspersonal» resümiert Rabito.

Förderung der Patientensicherheit ist in Dänemark zentral
Astrid Erbsen, Risikomanagerin und Leiterin der Strategieentwicklung am Universitätsspital Basel, hält ihre Eindrücke wie folgt fest: In Dänemark wird den Patienten und ihren Verwandten eine viel wichtigere Rolle im Thema Patientensicherheit auferlegt. So wurde z.B. ein Reporting-System für unerwünschte Ereignisse aus deren Sicht eingeführt. Und auch das dänische »CIRS» ist besonders. Es ist als nationales Berichts- und Lernsystem für alle Mitarbeitenden im Gesundheitswesen obligatorisch und ohne Sanktionen. Aus Fehlern und Vorfällen soll schnell und umfassend gelernt werden können, damit diese nicht mehr passieren.
Im Jahre 2010 wurde ein landesweites Programm zur Förderung der Patientensicherheit in Spitälern lanciert. Zur Reduktion von Mortalität und Patientenschäden wurden zwölf Projekte gestartet, die verschiedene Bereiche wie den OP und die Station betreffen. Drei Projekte zu Sepsis, Sichere Chirurgie und Wundliegen sollen in allen Spitälern umgesetzt werden.
Zudem ist für die Dänen die Datentransparenz eine Grundvoraussetzung für Qualität und Patientensicherheit.

Gesundheitsdienstleister arbeiten in Schweden Hand in Hand
Susanne Hoffmann, Expertin Patientensicherheit Pflege/MTT am Universitätsspital Basel, lernte während ihres Aufenthalts in Schweden das dortige Gesundheitswesen kennen. In diesem tragen die Provinzen die Verantwortung für das Gesundheitswesen während die Gemeinden für die häusliche Versorgung zuständig sind. Ärztliche Dienstleistungen werden nur in den Gesundheitszentren und Spitälern erbracht.
Um die ärztliche und pflegerische Versorgung der ländlichen Bevölkerung in der Gemeinde Ljungby zu verbessern, wurde 2008 das Pilotprojekt «Mobiler Arzt» lanciert. Dieses hat zum Ziel, ältere, multimorbide Patienten so lange wie möglich zu Hause durch Gemeindeschwestern unterstützt vom «Mobilen Arzt» zu betreuen. So können häufig Spitalaufenthalte und Besuche in den Gesundheitszentren vermieden werden, was nicht nur Kosten senkt, sondern auch den Wünschen der Patienten entspricht. Ein einheitliches Dokumentationssystems für alle Gesundheitsdienstleister erleichtert zudem die Kommunikation untereinander. Im schwedischen System hat der «Mobile Arzt» als Allgemeinmediziner den gleichen Stellenwert wie andere Spezialisten und erhält die gleiche Bezahlung. Der «Mobile Arzt» ist dem klinischen Direktor des Gesundheitszentrums unterstellt und erhält fachliche Unterstützung seiner dortigen Berufskolleginnen und -kollegen.

Das nächste Austauschprogramm findet statt von Mai bis Juni 2014. Die Details folgen in den nächsten eFlash-Ausgaben. Anmeldeschluss ist Ende Oktober 2013.

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