Einführung SwissDRG: Ärzteschaft kritisch eigestellt

Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern stehen die Ärztinnen und Ärzte der Einführung von Swiss DRG eher kritisch gegenüber. Der Wissensstand der Ärzteschaft über SwissDRG ist eher tief, die Befürchtungen aber weit verbreitet.

Das Fallpauschalen-System SwissDRG wurde am 1. Januar 2012 erfolgreich eingeführt. Doch welche Auswirkungen erwarten die Mediziner auf ihren Berufsalltag? Diese und andere Fragen beantwortet eine im Sommer 2011 durchgeführte und von der FMH in Auftrag gegebene Umfrage bei rund 1200 Spitalärztinnen und -ärzten sowie bei 270 ambulant tätigen Medizinern.

Kritische Einstellung gegenüber SwissDRG
Trotz einer überdurchschnittlichen Berufsidentifikation und einer hohen Arbeitszufriedenheit ist die Ärzteschaft der SwissDRG-Einführung gegenüber skeptisch eingestellt. So nehmen 60% der Spitalärzte und 63% der freiberuflich tätigen Ärzte eine kritische Haltung gegenüber SwissDRG ein. Spitalärztinnen und -ärzte, die schon länger mit Fallpauschalen arbeiten, sind zu 52% skeptisch.
Nur 21% der Spitalärzte geben an, über ein sehr gutes oder eher gutes SwissDRG-Wissen zu verfügen. 58% haben Grundkenntnisse und 20% keine Kenntnisse. Nahezu 30% der Spital-Mediziner kennen die spitaleigene Strategie für die Einführung von SwissDRG nicht. 63% geben an, dass das eigene Spital über eine solche verfügt. Diese wird dann auch positiv bewertet.

Bürokratie nimmt zu
Die Ärztinnen und Ärzte befürchten eine Zunahme der Bürokratie und glauben durch SwissDRG in ihrer Therapiefreiheit eingeschränkt zu werden. Insgesamt gab eine Mehrheit der Befragten an, dass der administrative Aufwand unabhängig vom Tarifsystem zugenommen hat. Weiter beklagt sich rund ein Drittel der Spital-Ärzteschaft über eine allgemein schlechte Arbeitsorganisation im Spital. Nur ein Viertel der Spital-Mediziner stimmt der Aussage zu, dass sich dank effizienter Prozesse heute die Konzentration auf die medizinische Tätigkeit verbessert hat. Daher wird auch die Forderung laut, Abläufe und die IT-Infrastruktur so auszugestalten, dass Doppelspurigkeiten bei der Dokumentation vermieden werden und sich der administrative Aufwand in Grenzen hält.

Die FMH hat bereits auf die Umfrageergebnisse reagiert und informiert die Ärzteschaft vermehrt im Bereich ökonomisches Wissen.

Ob und inwiefern sich die Befürchtungen der Ärzteschaft zu SwissDRG bestätigen, zeigt sich erst in einer zweiten Umfrage von gfs.bern, die voraussichtlich im Sommer 2012 durchgeführt wird.

Auch H+ an Auswirkungen von SwissDRG interessiert
Zusammen mit der FMH hat H+ eine Begleitstudie zur Leistungs- und Kostenverschiebung in Auftrag geben. Dabei soll untersucht werden, ob und wie SwissDRG zu Verschiebungen zwischen dem akutstationären und dem spital-/praxisambulanten Bereich führen wird. Die gemeinsame Untersuchung ergänzt damit die vom Bundesamt für Gesundheit vorgesehene Begleitevaluation und wird von der Universität Basel durchgeführt.

Kontakt

Links

<link http: www.fmh.ch tarife begleitforschung.html _blank external-link-new-window>Ergebnisse der Begleitstudie von gfs.bern