Ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage einer Organisation: Das ist True and Fair View. Der H+ Vorstand hat an seiner Sitzung vom 16.9.2010 das Projekt «einheitlicher Rechnungslegungsgrundsatz für Schweizer Spitäler» zur Kenntnis genommen.

Der H+ Vorstand begrüsst die Realisierung eines nationalen Rahmenwerks auf der Basis von Swiss GAAP FER. Von einem Abschluss nach dem Prinzip True and Fair View profitieren neben den externen Nutzern der Daten (Wirtschaftsprüfer, Analysten, Wirtschaftsjournalisten, Investoren usw.) auch die Unternehmen selbst. Der Gesetzgeber hat dies erkannt und sieht in den neuen Bestimmungen des Obligationenrechts für wirtschaftlich bedeutende Unternehmen sowie für Konzerne ab einer gewissen Grösse die Anwendung eines nationalen oder internationalen Accountingstandards vor.

Nationaler Accountingstandard
Ein national gemeinsamer Nenner und eine gemeinsame Sprache in den Spitälern und weiteren Institutionen des Gesundheitswesens ist deshalb ein Muss und ein betriebswirtschaftlich orientierter Rechnungslegungsstandard mit dem True and Fair View-Grundsatz zwingend. Die Spitäler verstehen sich im Hinblick auf die Einführung der neuen Spitalfinanzierung nicht mehr als Verwaltungseinheit sondern als wirtschaftlich tätige Unternehmen.

H+ empfiehlt Swiss GAAP FER
Für die Vielzahl der hauptsächlich national ausgerichteten Spitäler, die eine Rechnungslegung nach dem True and Fair View-Ansatz mit einem attraktiven Kosten-/Nutzenverhältnis suchen, stellt Swiss GAAP FER den sinnvollen Rechnungslegungsstandard dar. Die Stiftung für Fachempfehlungen zur Rechnungslegung bietet mit Swiss GAAP FER seit 1.1.2007 ein modulares Konzept an, das aus vier Bausteinen besteht: das Rahmenkonzept, die Kern-FER, weitere Standards sowie Swiss GAAP FER 30 für Konzerngruppen.

Die Rechnungslegung der Spitäler basiert auf den Fachempfehlungen zur Rechnungslegung Swiss GAAP FER. H+ erarbeitet ein Accounting Manual, das die Umsetzung der entsprechenden Bilanzierungs- und Bewertungsrichtlinien für die Einzelabschlüsse und die Konzernrechnung regelt. Das Accounting Manual ist als Rahmenwerk zu verstehen. Es dient als Grundlage für die individualisierte Einführung und Anwendung von Swiss GAAP FER in Schweizer Spitälern. Wahlmöglichkeiten und Ermessensspielräume müssen die Spitäler bei der Anwendung individuell beurteilen.

Was nützt ein gemeinsamer Rechnungslegungsstandard auf der Basis von Swiss GAAP FER dem einzelnen Spital?
Für das einzelne Spital bedeutet ein gemeinsamer Rechnungslegungsstandard:

• Gliederung und Bewertung nach einheitlichen Kriterien
  Die Gliederung nach einheitlichen Kriterien ermöglicht bessere Vergleiche innerhalb der Branche. Die Verwendung einheitlicher Bewertungskriterien nach dem True and Fair View-Prinzip stellt zudem die Stetigkeit der Bewertung sicher und minimiert die sachlichen Abgrenzungen zur Betriebsrechnung.
  
  
• Aussagekräftige Bilanz- und Erfolgsrechnung sowie einheitliches Berichtswesen
  Durch die Anwendung einer anerkannten Rechnungslegung nach dem True and Fair View-Prinzip verbessert sich die Aussagefähigkeit und somit der Nutzen der Bilanz- und Erfolgsrechnung. Durch die klaren Vorschriften über die Rechnungslegung und Offenlegung sowie das Verbot von Willkürreserven sind die Zahlen und Informationen transparent, aussagekräftig und vergleichbar. Die Begriffe des Finanz- und Rechnungswesens sind einheitlich definiert. Im Gegensatz zum Obligationenrecht stellt ein Abschluss nach Swiss GAAP FER ein praxistaugliches Führungsinstrument dar.

Steigerung der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz bei Dritten
Die Swiss GAAP FER-Jahresrechnung gibt den Share- und Stakeholdern u.a. durch die aussagekräftige Geldflussrechnung und die verschiedenen Angaben im Anhang ein brauchbares Analyseinstrument in die Hand. Mit der Anwendung von Swiss GAAP FER können Spitäler bei Kreditratings und Finanzierungskonditionen durch die vertrauensbildende Wirkung eines höherwertigen Rechnungslegungsstandards vielfach bessere Konditionen verhandeln.

Anwendungsbereich
Das H+ Accounting Manual ist ein nationales Accounting Manual auf der Basis von Swiss GAAP FER, das den Standard für das finanzielle Rechnungswesen in der Branche präzisiert. Das Accounting Manual ist so aufgebaut, dass es von sämtlichen stationären Institutionen (mit öffentlicher oder privater Trägerschaft) angewendet werden kann, die in den Bereichen

• Akutsomatik,
• Rehabilitation,
• Psychiatrie,
• und Langzeitpflege

tätig sind.

Ziel von H+ ist es, das H+ Accounting Manual anlässlich der 6. Konferenz Rechnungswesen & Controlling am 17. Mai 2011 zu präsentieren. Über den aktuellen Stand des Projekts informiert die Geschäftsstelle laufend.